Medizinische Lateinstunde mit Dr. Anton Suntinger
Eine „medizinische Lateinstunde“ der besonderen Art durften die Schüler und Schülerinnen aller 7. und 8. Klassen unter der hochkarätigen „Besetzung“ von Dr. Anton Suntinger erleben. Dr. Suntinger, Arzt für ganzheitliche Medizin der Praxis Kolibri in St.Veit, erklärte sich spontan und gerne bereit, uns an einem Bruchteil seines großen Wissensspektrums Anteil haben zu lassen.Mit seinem „Steckenpferd“ der Etymologie, Terminologie und auch Mythologie medizinischer und botanischer Begriffe, wurde uns anhand einiger Erklärungen und Beispiele klar, dass Fachtermini, keine Fremdwörter mehr sein müssen, sondern von Geübten einfach übersetzt und in Zusammenhänge gebracht werden können.
Da der Vortrag im „Alpen-Adria-Gymnasium Völkermarkt“ stattfand, erörterte Dr. Suntinger zuerst einmal das Wort „Gymnasium“ hinsichtlich seiner etymologischen Herkunft. Als Stammwort dient das griechische Wort „gymnasion“, welches übersetzt „sich nackt üben, Leibesübungen nackt machen“, bedeutet. Der Grund Schulen nach diesem Wort zu benennen liegt darin, dass die alten Griechen eine klare Bildungsphilosophie hatten: Ein gesunder Geist benötige einen gesunden Körper – oder wie der Lateiner sagt: „Mens sana in corpore sano“. So war es nicht nur wichtig, den Geist zu bilden, sondern auch den Körper, wir würden etwa sagen, „sich fit zu halten“.
Dass der Talar, den wir alle mit Juristen, Geistlichen, etc. in Verbindung bringen, so genannt wird, weil der Terminus mit „talaris“ (=zu den Knöcheln gehörig, bis an die Knöchel reichend) zusammenhängt, war eine weitere Novität für uns. Nach einigen Begriffserklärungen aus dem medizinischen Bereich, wie z.B. „Insulin“ (lat. insula – die Insel), ein Hormon, welches in den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas – griech. pán=alles, kréas=Fleisch) gebildet wird, oder dem „Adrenalin“ (lat. ad-ren bedeutet soviel wie „an der Niere“, was sich auf die Position der Drüse bezieht, die das Hormon produziert), spannte Dr. Suntinger den Bogen hin zur Botanik.
So wirkt der Rosmarin – „Rosmarinus officinalis“ (lat. ros, roris=Tau, marinus=zum Meer gehörig, also Meerestau; officinalis bezieht sich auf die Verwendung in der Apothekerwerkstätte, der officina) – nicht nur verdauungsfördernd, antiseptisch, Kreislauf belebend, antioxidativ und konservierend (was man sich früher für die Konservierung des Fleisches zu Nutze gemacht hat), sondern war in der Antike der Liebesgöttin Aphrodite geweiht , was zur Folge hatte, dass in vielen Gegenden der Brautstrauß aus Rosmarin bestand, um die Ehe fruchtbar zu machen und zu „konservieren“.
Auch die Tollkirsche – „Atropa belladonna“, (bella donna=schöne Frau) hat ihren Wortursprung in der Mythologie und im alten Rom. Römerinnen haben sich mit der Tollkirsche das Rouge auf die Wangen gemalt, wobei durch die systemische Wirkung die Pupillen weit geworden und die Frauen immer „toller“ wurden. Starke Euphorie, jedoch auch Weinkrämpfe und schließlich Anfälle von Tobsucht und Raserei waren die Folge.
Das Wort „Atropa“ (vgl. Atropin) steht in Zusammenhang mit der potentiell tödlichen Wirkung dieser Giftplanze. Atropos ist eine der Schicksalsgöttinnen aus der griechischen Mythologie, und heißt „unabwendbar“. Die erste aus diesem Dreigestirn, Klotho, spinnt den Lebensfaden, während die zweite, Lachesis, dessen Länge bestimmt und die dritte letztendlich, „Atropos“, schneidet ihn „unabwendbar“ durch.
Abschließend erheiterte uns Dr. Suntinger noch mit einigen „falschen Begriffsverwendungen“ in der Gesellschaft und meinte, dass das Wort „Homöopathie“ begrifflich bei vielen mit „Hämopathie“ (=Blutkrankheiten) wiedergegeben wird, oder, dass anstelle von „Antibiotikum“ oft fälschlich die Einzahl mit „Antibiotika“ bezeichnet wird.
Mit den Wünschen an all unsere SchülerInnen und vor allem MaturantInnen, die in Kürze einen neuen Lebensweg beschreiten werden, „KAIROS“ – das rechte Maß, das richtige Verhältnis, den rechten Ort und vor allem den günstigen Zeitpunkt zu erkennen und zu nützen, endeten zwei überaus spannende, interessante und informative „medizinische Lateinstunden!“



