Grenzenverbindender Workshop
Workshop zwischen Schülern und Schülerinnen des AAG und des Slowenischen Gymnasiums
sowie grenzüberschreitendes Opfergedenken.
Am 20.3.2019 besuchten acht Schüler aus dem AAG und acht Schüler aus dem Slowenischen Gymnasium das Sodalitas-Heim in Tainach. Wir wurden von der Konsensgruppe gebeten, gemeinsame Texte zu verfassen, die die Gedanken der Jugend zu den Themen Krieg und Frieden sowie die Gestaltung einer konfliktfreien Zukunft beinhalten sollten. Die beiden Texte wurden am 5.4.2019 beim grenzüberschreitenden Opfergedenken auf dem Stadtfriedhof in Völkermarkt in deutscher und slowenischer Sprache verlesen.
Hannah Schwarz
Gemeinnütziges grenzüberschreitendes Opfergedenken
Liebe Anwesende!
Stellen Sie sich einen Baum vor, einen Baum mit tiefen Wurzeln, einem Stamm, vielen Blättern und prächtigen Früchten. Die Wurzeln repräsentieren unser aller Vergangenheit, die Kriege und Streitigkeiten, die Konflikte und Probleme. Der Stamm zeigt unsere Vorfahren, die sich für ihre Werte und Ideale bekämpft und bekriegt haben. Die Blätter symbolisieren unsere Eltern, die uns die Vergangenheit lehren, sie aber dennoch mit dem Chlorophyll beschönigen.
Und wir?
Wir sind die Früchte, geprägt von der Vergangenheit, sprießen aber dennoch gemeinsam auf diesem einen Baum. Wir werden gepflückt, von der Gesellschaft geformt, aber viele Ältere haben die Hoffnung in unsere Generation aufgegeben.
Doch ich kann Sie beruhigen! Wir sind nicht hoffnungslos!
Wir sind die 1.Generation, in der deutsch und slowenisch sprechende Kärntner zusammenleben und Ablehnung nur bei Einzelnen und in Ausnahmen zur Geltung kommt. Heute stehen wir hier zusammen, die Schüler des Alpen-Adria Gymnasiums und die Schüler des BG/BRG für Slowenen, um ein neues, gemeinsames Kapitel zu beginnen.
Das Menschsein muss im Vordergrund stehen, unabhängig von Nationalität oder Sprache. Überall auf der Welt können wir die Entwicklung eines immer stärker werdenden Nationalismus spüren, beweisen wir in Kärnten doch das Gegenteil: Aus ehemaliger Feindschaft wurde Freundschaft, aus einem Gegeneinander wurde ein Miteinander und darauf sind wir stolz!
Danke!
Ich lebe in zwei Welten. Doch die Grenzen zwischen ihnen sind nicht immer sichtbar. Sie verändern sich ständig – zumindest in den Köpfen der Menschen.
Toda v kateri svet spadam?
Wo gehöre ich eigentlich hin?
Vor 100 Jahren gab es einen Kampf um die Grenze. Österreich? Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen? Ein Kampf um die Zugehörigkeit. Zwei getrennte Welten. Die einzige Verbindung war, dass wir nicht zusammengehören wollten.
Toda v kateri svet spadam?
Wo gehöre ich hin? Wo komme ich her? Wo werde ich akzeptiert? Fragen, die ich mir stelle. Denn Grenzen sind immer noch spürbar: Letztens fuhr ich mit dem Bus und wurde gefragt, auf welche Schule ich gehe. Auf meine Antwort „Slowenisches Gymnasium“, kam ein überraschtes: „Echt jetzt? Wie sind die Verkehrsverbindungen auf der anderen Seite?“ Ich meinte: „Das Slowenische Gymnasium ist nur hier in Kärnten ein Stück einer anderen Welt. Ein Ort, an den Kulturen und Sprachen aufeinandertreffen, aber nicht in Feindschaft, sondern in Freundschaft.“
Toda v kateri svet spadam?
Im Grunde bin ich mit einem Fuß hier und mit dem anderen dort. Doch ich verliere dadurch nichts, sondern gewinne dazu.
Toda v kateri svet spadam? –
Spadam sem. Ich gehöre hierher.
Denn eigentlich bin ich in beiden Welten zu Hause. Und auch, wenn wir in zwei Welten leben, sind wir doch alle eins. Prazaprav sta oba svetova moj dom. Pa ceprav zivimo v dveh svetovih, smo si vsi enaki.